Krankheitsgewinn
Krankheitsgewinn (engl.: morbid gain): Objektive und subjektive Vorteile, die ein kranker Mensch aus seiner Krankheit zieht.
Sobald ein Mensch die Rolle des Kranken einnimmt, kann er in der europäischen Kultur in der Regel davon ausgehen, von seinen Alltagspflichten entbunden zu werden und Anteilnahme und schonendes Verhalten seiner Umwelt zu erfahren. Zudem kann der Kranke mit der wirtschaftlichen Unterstützung der Sozialversicherungsträger rechnen, wird also teilweise oder ganz vom eigenen Erwerb entbunden.
Primärer Krankheitsgewinn |
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Der primäre Krankheitsgewinn besteht in inneren oder direkten Vorteilen, die der kranke Mensch aus seinen Symptomen zieht: z. B. kann er dadurch schmerzlich empfundenen Situationen oder Konflikten aus dem Weg gehen. Das Symptom wird dann zwar als unangenehm erlebt, jedoch erlaubt es dem Kranken, keine sofortige, aus dem Konflikt herausführende Entscheidung treffen zu müssen, aus einem Konflikt, den er oft gar nicht als solchen erkennt. Er fühlt sich nur in einer unangenehmen (für ihn z. Z. ausweglos erscheinenden) Situation, welche ihn schwächt. Der Zusammenhang zwischen Konflikt und Krankheitssymptomen wird nicht für möglich gehalten und bleibt unbewusst. Auch kann das Symptom unbewusst dazu dienen, unangenehmeren Konflikten aus dem Weg zu gehen (z. B. das plötzliche Erkranken vor einer schweren Prüfung). |
Sekundärer Krankheitsgewinn |
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Der sekundäre Krankheitsgewinn besteht in den äußeren Vorteilen, die der kranke Mensch aus bestehenden Symptomen ziehen kann, wie den Zugewinn an Aufmerksamkeit und Beachtung durch seine Umwelt, die Möglichkeit, im Bett bleiben zu können und dort die Nahrung serviert zu bekommen. |
Tertiärer Krankheitsgewinn |
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Der tertiäre Krankheitsgewinn besteht in Vorteilen für die Umgebung des Erkrankten. Beispielsweise kann für Angehörige die zu erbringende Pflege als Bereicherung empfunden werden, da der Pflegende spürt gebraucht zu werden, eine besondere Kompetenz erhält und sich so als Heilsbringer sehen kann (in D.E. Biegel, E. Sales, R. Schulz: Family caregiving in chronic illness. Newbury Park, Sage, 1991.). Im weitesten Sinne erhalten alle Berufe des Gesundheitswesen einen tertiären Krankheitsgewinn. |
Bei psychischen Gesundheitsstörungen spricht man analog vom "Störungsgewinn".
In der Invalidenversicherung der Schweiz spielt der primäre Krankheitsgewinn neben weiteren Aspekten eine Rolle, wenn es um eine somatoforme Schmerzstörung geht – siehe Rundschreiben hier: (siehe Randnummer 1017)
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